Die leges barbarorum im fränkischen Frühmittelalter

Die leges barbarorum im fränkischen Frühmittelalter

Veranstalter
Magalie Coumert, Université de Bretagne Occidentale, Brest; Lukas Bothe, SFB 700, Governance in Räumen begrenzter Staatlichkeit, FU Berlin
Veranstaltungsort
SFB 700, Binger Str. 40, 14197 Berlin
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
03.05.2013 - 04.05.2013
Von
Lukas Bothe

Workshop: Die Leges Barbarorum im fränkischen Frühmittelalter

Die Editionen der Lex Salica, die K. A. Eckhardt kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs vorlegte, erscheinen heute als Abschluss einer Periode passionierter Forschungen über die leges barbarorum, jene von den barbarischen Nachfolgekönigen Roms im Westen kodifizierten Rechtsbücher, die hierzulande noch immer als Volksrechte bezeichnet werden. Im Vergleich dazu erscheint die Zahl der sich diesem Felde widmenden Arbeiten in den letzten 50 Jahren beträchtlich reduziert, obwohl sich das Umfeld grundlegend gewandelt hat. Traditionelle Theorien zur ethnischen Identität, namentlich die Ethnogenese Forschung sind infrage gestellt worden, die Meistererzählung vom Untergang Roms ist der „Transformation der römischen Welt“ gewichen, die die Verwandlung und nicht so sehr den Bruch zwischen christlicher (Spät-)Antike und frühem Mittelalter betont. Angesichts dieser mit großem wissenschaftlichen Aufwand und Output verbundenen Paradigmenwechsel fristen die leges heute vergleichsweise ein Schattendasein innerhalb der Frühmittelalterforschung. Gerade diese Paradigmenwechsel erlauben aber eine neue Interpretation dieser Rechtstexte, beispielsweise hinsichtlich stärker konstruiert als ererbt erscheinender ethnischer Identität, oder als Instrumente der Vergewisserung königlicher Autorität in der Tradition römischer Herrschaft (Goetz / Jarnut / Pohl 2003). Überwinden wir die Enge klassischer Rechtsschule-Theorien, eröffnen sich neue Wege der Reflexion, die von der Suche nach den Ursprüngen der modernen Nationen befreit sind (Geary 2002). Sobald die leges nicht länger für die Begründung einer unbeweglichen ethnischen Herkunft in Anspruch genommen werden, eröffnen sich Möglichkeiten, sie stärker als bislang zur grundsätzlichen Verfasstheit und Schriftform normativer Texte zu befragen; Fragen zu ihrer handschriftlichen Überlieferung zu stellen, zu ihrem Zweck und Nutzen in der frühmittelalterlichen Gesellschaft, abgesehen vom Mangel an Beweisen für ihre tatsächliche Anwendung; Fragen zu ihrem ursprünglichen Aufkommen, ihrer weiten Verbreitung und schließlich ihrem Wiederverschwinden im Verlauf des frühen Mittelalters. Dies alles sind mögliche Fragen, die wir in diesem Workshop behandeln möchten. Dazu haben wir Forscher_innen eingeladen, die augenblicklich Forschungsprojekte über die leges barbarborum im fränkischen Frühmittelalter entwickeln, ihre Arbeit mit uns zu teilen.

Programm

Freitag 03. Mai 2013

13:00 Uhr Magali Coumert, Lukas Bothe
Einführung

13:15 Uhr Stefan Esders (Berlin)
Leges und Königsbann unter Karl dem Großen: Überlegungen zur 'Summula de bannis'

14:15 Uhr Sylvie Joye (Reims)
Die Konstruktion gemeinsamer Werte und sozio-familiärer Verbindungen in der Lex Salica

15:15 Uhr Kaffeepause

15:45 Uhr Philippe Depreux (Limoges)
Herkunft und Autorität. Überlegungen zur Bedeutung fränkischer Herrschergenealogien als Legitimationsmittel

16: 45Uhr Miriam Czock (Duisburg-Essen)
Die Pfandnahme in den leges. Überlegungen zu öffentlicher und privater Erzwingungsgewalt

17:45 Uhr Lukas Bothe (Berlin)
Die Sanktionierung des Diebstahls in der Lex Ribuaria

19:30 Uhr Abendessen

Sonnabend 04. Mai 2013

09:30 Uhr Karl Ubl (Köln)
Die erste Leges-Reform Karls des Großen

10:30 Uhr Magali Coumert (Brest)
Wie lassen sich die Handschriften der Lex Salica
(neu) klassifizieren?

11:30 Uhr Kaffeepause

12:00 Uhr Abschlussdiskussion

Kontakt

Lukas Bothe

SFB 700, Binger Str. 40, 14197 Berlin

83858533

lukas.bothe@fu-berlin.de

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